Spezialisierte Teams des Zivilschutzes

Neben dem Löschen von Bränden, der Bergung von Personen aus Fahrzeugen und dem Verteilen von Sandsäcken bei Überschwemmungen haben Zivilschutz und Feuerwehr auch manche Aufgaben, für die sie spezielle Techniken anwenden müssen und/oder eine spezifische Ausrüstung benötigen. Diese Aufträge sind nicht alltäglich, weshalb sie den Einsatz von qualifiziertem und speziell ausgebildetem Personal erfordern. Um diese speziellen Aufgaben ordnungsgemäß ausführen zu können, sind mehrere spezialisierte Teams geschaffen worden. Die Mitglieder dieser Teams haben in ihrem Fachbereich zusätzliche Ausbildungen absolviert und können ihre Fertigkeiten regelmäßig bei Übungen und echten Einsätzen trainieren.

Einige spezialisierte Teams setzen sich aus Personal von Feuerwehr und Zivilschutz zusammen, andere sind im Rahmen eines dieser Hilfsdienste organisiert.
 

B-FAST

 

Die Zusammensetzung eines B-FAST-Teams erfolgt entsprechend der Art des Einsatzes und somit der Art der Katastrophe (Überschwemmung, Verschmutzung, Flutwelle usw.).

 

Der Zivilschutz leistet einen dreifachen Beitrag zu B-FAST:

  1. Feste Standardmodule (Einsatzteams), die von den EU-Behörden nach internationalen Qualitäts­normen zertifiziert sind. Der Zivilschutz verfügt über ein Modul FRUB (Flood Rescue Using Boats) und ein Modul HCP (High Capacity Pumping).
  2. Ad-hoc-Kapazitäten, je nach Situation und Anforderung des betroffenen Landes, darunter CBRN-Detektionsteams (chemisch, biologisch, radiologisch und nuklear) mit Messfahrzeugen und einem Labormobil, das schnell und unmittelbar vor Ort Proben potenziell gefährlicher Stoffe analysieren kann, ferner Dekontaminationsmittel, Drohnen usw.
  3. Als Einsatzdienst, der in Belgien für die logistische Unterstützung bei Katastrophen verantwortlich ist, stellt der Zivilschutz B-FAST und seinen Partnerorganisationen ebenfalls Logistikspezialisten zur Seite. Diese Experten können beispielsweise die Wasseraufbereitungsteams des FÖD Volks­gesundheit unterstützen und externen Partnerorganisationen beim Transport ihrer Einsatzmittel helfen. Der Zivilschutz hat insbesondere zusammen mit der belgischen föderalen Polizei zur Entwicklung einer DVI-Expertise (Disaster Victim Identification) bei der Polizei von Thailand (nach dem Tsunami von 2004) und zur Errichtung des biologischen Labormobils B-Life der UCL in Guinea (bei der Ebola-Epidemie von 2014-2015) beigetragen.

Berater in Sachen gefährliche Stoffe

Sie erarbeiten einen Ausführungsplan unter Berücksichtigung des Umfelds und der Umwelt.

2010, 2011 und 2013 sind Kurse für ein Postgraduat "Berater in Sachen gefährliche Stoffe" durchgeführt worden, aus denen etwa 40 neue BGS hervorgegangen sind. Diese Ausbildung besteht aus einer wissenschaftlich fundierten Grundausbildung, bei der die Universität einen feuerwehrbezogenen Chemieunterricht erteilt. Dieser erste Teil wird durch einen von Feuerwehrleuten und dem provinzialen Ausbildungszentrum erteilten praxisbezogenen Teil ergänzt; darin geht es beispielsweise um die Sicherung von Transporten gefährlicher Stoffe, die Berechnung des Sicherheitsabstands zu austretenden chemischen Stoffen und die Vorgehensweise bei einem Brand in einem Labor, in dem mit Bakterien oder Viren gearbeitet wird

Die ersten BGS haben ihre Ausbildung in den Niederlanden absolviert.

Berater in Sachen gefährliche Stoffe anfordern

In den Provinzen, in denen BGS tätig sind und ein Bereitschaftsdienst besteht, werden sie über das 112/100-Z angefordert. Einige Korps verfügen über eigene BGS, die sie hinzuziehen können.


High Capacity Pumping

Die dem belgischen Zivilschutz zur Verfügung stehenden (sehr) leistungsstarken Pumpmittel sind in das HCP-Modul integriert und können bei schweren Überschwemmungen im Ausland eingesetzt werden. Das Personal dieses Moduls ist speziell für die Anwendung dieser Mittel ausgebildet.

 

Das HCP-Modul (High Capacity Pumping) des Zivilschutzes ist von den europäischen Behörden nach internationalen Qualitätsstandards zugelassen und in die Einsatzkapazitäten des Europäischen Katastrophenschutz-Pools (European Civil Protection Pool, ehemals Voluntary Pool) des EU-Katastrophenschutzverfahrens integriert. Es hat bereits an mehreren internationalen Großübungen teilgenommen - in Paris (Sequana, 2016), Laubegg (Österreich, 2017), Madrid (RIWATEREX, 2018) usw. - und kam insbesondere 2014 in Bosnien-Herzegowina zum Einsatz.

Das HCP-Modul besteht aus:

  • 4 bis 12 Hochleistungspumpen (5 000 bis 60 000 Liter/Minute),
  • 2 000 Metern Schlauch,
  • rund zwanzig ausgebildeten und erfahrenen Spezialisten.

Es kann innerhalb von sechs Stunden für einen zehntägigen Auslandseinsatz im Umkreis von 3 000 km mobilisiert und auf der Straße transportiert werden (Lastwagen des Zivilschutzes). Es erfüllt die europäischen Kriterien in Bezug auf Autonomie, Kapazität und Interoperabilität mit anderen Einsatzteams.

Zur Ausstattung des HCP-Moduls gehört insbesondere eine Goliath, eine der leistungsstärksten Entwässerungspumpen Europas. Diese Pumpe hat eine Förderleistung von 66 000 Litern/Minute und ist in der Lage, ein Becken von 25 m x 10 m, das 1,5 m tief ist, in weniger als zehn Minuten auszupumpen.

Dank der finanziellen Unterstützung der Europäischen Kommission konnte der Zivilschutz vor Kurzem eine neue Pumpe mit sehr hoher Förderleistung (51 000 Liter/Minute) anschaffen. Diese Pumpe ergänzt die bestehende Ausrüstung des Clusters HTD (Heavy Technical Deployment). Die neue Pumpe kann natürlich in Belgien eingesetzt, aber auch mit dem HCP-Modul des Zivilschutzes für einen Einsatz im Ausland mobilisiert werden.

 

Höhlenrettung

Sie bieten Personen, die in diesem Umfeld in Schwierigkeiten geraten sind, Hilfe und Beistand oder unterstützen unterirdische Einsätze.

Diese Teams sind in Zusammenarbeit mit der "Union Belge de Spéléologie" (dem belgischen Speläologieverband) (UBS) entstanden und setzen sich aus erfahrenen Höhlenforschern zusammen, die eine auf die besonderen Schwierigkeiten bei unterirdischen Rettungsaktionen ausgerichtete Ausbildung absolviert haben. Sie können mit spezialisierten Teams (Kletterteams, Tauchern) bzw. speziellen Geräten (z.B. Hochleistungspumpen) verstärkt werden.

Die Generaldirektion Zivile Sicherheit organisiert und koordiniert die Ausbildungen, Übungen und Einsätze der Höhlenrettungsteams.

Höhlenrettungsteams anfordern

Für weitere Informationen über die Einsätze der Höhlenrettungsteams können Sie sich an die Einsatzeinheit von Crisnée wenden.

Einsatzeinheit von Crisnée
Tel.: 04/257 66 00

IBIS

Sie sind vom DVI-Team (Disaster Victim Identification) der föderalen Polizei ausgebildet und führen auf dessen Antrag Necrosearch-Aufträge aus. Sie müssen vergrabene oder versteckte Opfer eines Mords oder Totschlags ausfindig machen und ausgraben. Diese Einsätze erfolgen stets in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern, wie der Zelle Vermisste Personen der föderalen Polizei, Hundeführern, Gerichtsmedizinern, Kieferspezialisten, Fotografen, Architekten, Sozialassistenten des Roten Kreuzes usw.

Da diese Suchaktionen oft psychisch stark belastend sind und Nachlässigkeiten bei Necrosearch-Einsätzen zu unwiderruflichem Verlust von Beweismaterial führen können, ist eine Fachausbildung eine unerlässliche Voraussetzung, um Teil eines IBIS-Teams zu sein. Die künftigen IBIS-Spezialisten werden eine Woche lang in alle Aspekte der Necrosearch eingeführt: Identifizierung verschwundener oder verstorbener Personen, berufsethische Methoden, Grabungstechniken usw. Die vom DVI-Team ausgeführten Exhumierungen erfolgen stets im Rahmen einer gerichtlichen Untersuchung. In der Ausbildung wird daher stets die Bedeutung einer genauen Methodik betont, denn eine Exhumierung kann nicht wiederholt werden.

Sobald der zu untersuchende Bereich abgesteckt ist, setzt das IBIS-Team des Zivilschutzes Kran und Bagger ein. Die am Einsatz Beteiligten tragen Einwegkleidung, Masken und Handschuhe, die regelmäßig ersetzt werden - zu ihrem Schutz (Manipulation von Leichen) und zur Vermeidung des Risikos, dass störende Spuren hinzukommen. Der Boden wird vorsichtig abgetragen, Zentimeter für Zentimeter, unter dem wachsamen Auge der Experten des DVI. Dann folgt ein langer Siebvorgang, damit kein Hinweis übersehen wird. Neben Baggern werden manchmal auch Kräne, Pumpen, Container und Wärmebildkameras benutzt, um Verstorbene zu suchen und auszugraben.

Jeder Einsatz wird mit einem Besuch des IBIS-Teams beim Psychologen des Stressteams der föderalen Polizei abgeschlossen. Das Reden über diese Suchaktionen, die oft unter grauenvollen Umständen stattfinden, hilft den Personalmitgliedern bei der Verarbeitung der Erlebnisse. Der bekannteste Einsatz der vergangenen Jahre ist derjenige im Rahmen der Dutroux-Akte gewesen, aber unsere IBIS-Teams haben auch nach dem Tsunami in Thailand ihr Scherflein beigetragen.

IBIS-Teams anfordern

Die Zelle Vermisste Personen der föderalen Polizei, die die Anforderungen für die Polizei zentralisiert, nimmt - je nach Lokalisierung des Anrufs - Kontakt mit der territorial zuständigen Einsatzeinheit des Zivilschutzes auf.


Rettungshundeteams

Jedes Team besteht aus einem Hundeführer und seinem Hund. Diese Teams können eine bestimmte Spezialisierung wählen oder sich in beiden Spezialisierungen weiterbilden:

- "Rettungshunde" suchen (lebende) Personen unter Trümmern nach Einstürzen oder Erdbeben.

- "Flächensuchhunde" durchsuchen auf systematische Weise ein ausgedehntes Gebiet, und zwar ohne Spur oder Geruchsträger. Diese Hunde suchen jegliche Person, die sie finden können.

In Belgien gibt es mehr als 20 Rettungshundeteams. Sie gehören der Feuerwehr oder dem Zivilschutz an und haben nach einer gründlichen Ausbildung zum Rettungshundeteam eine Prüfung in der/den Spezialisierung(en) ihrer Wahl bestanden. Auch danach trainieren Hundeführer durchschnittlich 1 bis 2 Mal pro Woche mit ihrem Hund, um sowohl ihre eigenen Fertigkeiten als auch diejenigen ihres Hunds / ihrer Hunde in Sachen Suche unter Trümmern, Gehorsam, Geschicklichkeit und Ausdauer aufrechtzuerhalten.

Die Rettungshundeteams werden durchschnittlich 10 Mal pro Jahr eingesetzt. Der bekannteste Einsatz in Belgien war derjenige nach der Gasexplosion in Lüttich vom 27. Januar 2010. Damals sind dort zwei Rettungshundeteams eingesetzt worden, um das eingestürzte Appartementhaus nach Überlebenden zu durchsuchen.

Sie werden auch oft ins Ausland geschickt, um an internationalen Einsätzen und Übungen teilzunehmen. So sind nach dem Erdbeben auf Haiti vier belgische Rettungshundeteams als Teil des USAR-Teams entsandt worden, um Verschüttete zu suchen.

Rettungshundeteams anfordern

Bei Katastrophen und Unfällen können Leiter einer Einsatzleitstelle (Dir-PC-Ops) und Kommandanten einer Hilfeleistungszone bzw. ihre Stellvertreter den Einsatz von Rettungshundeteams über das 112-Zentrum anfordern.

Korpschefs der Polizei und Vertreter der Föderalen Polizei müssen den Einsatz dieser Teams über das Kommunikations- und Informationszentrum der Föderalen Polizei (KIZ) anfordern.

Seilrettung

Diese Einsätze finden einerseits in natürlicher Umgebung, etwa an Felswänden, in Schluchten, an Steinbrüchen oder entlang von Wasserläufen statt. Andererseits können Kletterteams auch in städtischer Umgebung bei der Evakuierung von (kranken) Menschen aus Gebäuden Unterstützung leisten oder auf hohen Industriegebäuden oder auf dem Dach einer Kirche eingesetzt werden. Manchmal wird zudem auf Antrag der Zelle Vermisste Personen oder des DVI-Teams (Disaster Victim Identification) der föderalen Polizei an schwer erreichbaren Orten nach menschlichen Überresten gesucht.

Die Mitglieder des Kletterteams benutzen Klettertechniken, die auf den in Gebirgen und an unterirdischen Orten angewandten Rettungstechniken gründen und durch eine jahrelange praktische Erfahrung ergänzt werden. Um einem GRIMP-Team angehören zu können, muss man die spezifischen Sicherungstechniken bei Stürzen und Rettungseinsätzen in höher gelegenen Gebieten kennen. Um diese Disziplin ausüben zu können, sind die Mitglieder des Zivilschutzes von spezialisierten Ausbildungskorps in Frankreich ausgebildet worden. Alle fünf Jahre kehren die Teamverantwortlichen für ein zehntägiges intensives Praktikum nach Frankreich zurück, um die Entwicklung der Techniken zu verfolgen und neue Ausrüstungen kennenzulernen.

Diese Einsatzmethode erfordert leichtes und kompaktes Ausrüstungsmaterial. Die widerstandsfähige, flexibel einsetzbare und leichte Ausrüstung der GRIMP-Teams ermöglicht eine schnelle Anpassung an jede Situation und eine sichere Evakuierung von Personen. Das Material wird regelmäßig strikten Kontrollen durch zugelassene Einrichtungen unterzogen und nach jeder Verwendung gründlich überprüft.

 

Taucher des Zivilschutzes

Die Einsatzeinheit des Zivilschutzes von Crisnée verfügt über ein Taucherteam, wie dies auch für rund 130 Feuerwehrkorps der Fall ist. Während die Feuerwehr die dringenden Taucheinsätze übernimmt, gewährleistet der Zivilschutz die weniger dringenden und insbesondere die langwierigen Taucheinsätze.

Die Taucher des Zivilschutzes führen durchschnittlich rund 60 Taucheinsätze pro Jahr aus. Sie suchen vorwiegend nach vermissten Personen, Fahrzeugen und Waffen, um sie an die Oberfläche zu bringen. Hierfür benutzen sie spezielle Geräte, wie ein Sonar oder ein Echolot. Diese Einsätze erfolgen stets auf Anforderung der lokalen oder föderalen Polizei (Schifffahrtspolizei, Zelle Vermisste Personen, Disaster-Victim-Identification-Team) oder der Justiz.

Es handelt sich also oft um langwierige Suchaufträge im Rahmen von gerichtlichen Untersuchungen, aber unsere Taucher retten manchmal auch Menschen, leisten Unterstützung bei Überschwemmungen, nehmen Wasser- oder Sedimentproben und schützen Personen bei Großereignissen.

Das Taucherteam des Zivilschutzes anfordern

Die Organisation der Einsätze des Taucherteams der Einsatzeinheit des Zivilschutzes von Crisnée erfolgt stets über Claude Chardon.

Claude CHARDON
Verantwortlicher der Taucherteams des Zivilschutzes
Tel.: 04 257 66 00